Reisebericht vom
2. WKC Children & Junior World-Cup (28./29.10.00) in Valencia

(Aus Sicht einer Betreuerin)

Tag 1 (Montag, 23.10.00):

Montag, den 23. Oktober ging unsere Reise von Fallersleben aus los. Der Bus aus Magdeburg war mit den dort eingestiegenen Karatekas sogar vorzeitig da. Die Kinder kamen alle überpünktlich. Die Bremer waren schon am Vorabend zu Hellfried angereist. Unser Gepäck war rasch verstaut. Schnell noch ein Küßchen für die zurückbleibenden Eltern und los ging es. Wir starteten eine halbe Stunde früher als geplant gegen 7.30 Uhr. Ein wenig bange war uns schon vor der langen Busreise. Es gab erst einmal eine Menge zu erzählen. Wir kamen auch zügig vorwärts. Den ersten und einzigen Stau gab es in der Gegend um Freiburg. Dort war ein schwerer Unfall passiert und die Autobahn Richtung Basel war vollständig gesperrt. Wir mußten Landstraße fahren. Die Straße war so voll, daß es nur im Schneckentempo vorwärts ging. Ein wenig Abwechslung gab es durch 2 Video-Filme, die wir uns während der Fahrt anschauten.

Wir machten zwischendurch immer mal wieder eine Pause zum Beine vertreten. Langsam wurde es dann auch dunkel und zu fortschreitender Stunde wurde es ruhiger im Bus. Wir passierten die französische Grenze. Niemand hielt uns an, um Pässe zu kontrollieren. Immer wieder gab es ganz kurze Stops, weil wir an einer Mautstelle bezahlen mußten.

Tag 2 (Dienstag, 24.10.00):

In der Nacht gegen 2 Uhr fuhren wir durch Lyon. Die Stadt liegt an der Rhone und sieht bei nächtlicher Beleuchtung wunderschön aus. An einem Berg gelegen sahen wir eine Burg, daneben gleich eine Nachbildung des Eifelturmes. Ein Hauch Paris lag in der Luft.

Es wurde 3 Uhr nachts. Alle schliefen, na ja, fast alle. Hellfried schnarchte ein bißchen, Volker mußte nießen (wie laut das ist, wissen wir fast alle) und der vordere Bereich des Busses war wach. Es gab ein ziemliches Gelächter. Mittlerweile waren wir in Montpellier. Es waren noch ca. 320 Kilometer bis Barcelona. Die Nachrichten sagten Unwetter in Valencia an. Das ließ uns dann doch etwas aufhorchen.

5.16 Uhr überquerten wir ohne angehalten zu werden die spanische Grenze.

gegen 8 Uhr morgens wurde es langsam hell. Sämtliche Leute im Bus wurden nach und nach wach. Die Landschaft hatte sich total verändert - Mediterran halt.

Es waren überall Orangenplantagen zu sehen. Die Erde sah schon ziemlich steinig aus. Draußen herrschten angenehme 21°C. Noch 211 Kilometer bis Valencia. Rechts sahen wir ein hohes Gebirge, grün bewachsen, teils felsig. Links hatten wir freie Sicht auf das Mittelmeer. Wir hatten gerade Tarragona hinter uns gebracht.

Ab jetzt hatten wir das Mittelmeer immer in Sicht. Das Meer sah sehr aufgewühlt aus. Hohe Wellen waren nicht zu übersehen. Das Wasser hatte eine rötliche Farbe. Es war ganz schön stürmisch. Wir hatten Nieselregen bei immer noch 21°C.

Der Fluß "Ebro" war mächtig über die Ufer getreten. Ganze Straßen waren unpassierbar. Bei Amposta waren Bäche zu rauschenden Flüssen geworden. Es regnete heftig.

Noch 140 Kilometer bis Valencia. In der Zwischenzeit goß es wie verrückt. Wir überlegten schon, ob wir Gummistiefel hätten mitnehmen sollen. Es war auch kühler geworden. Wo war das typische schöne Wetter von Spanien? Orangenhaine so weit das Auge reichte. Je näher wir Valencia kamen, desto mehr Wasser stand in den Feldern und auf den Straßen neben der Autobahn. Es waren noch 50 Kilometer bis Valencia. Die Orangenbäume standen jetzt sogar bis zum Kronenanfang unter Wasser. Die Äste vollbeladen mit Orangen hingen im Wasser. Es regnete unaufhörlich.

Hellfrieds meist gesprochener Satz auf der Fahrt bis dorthin war: "Möchte noch jemand Kuchen?" Hier mal ein Dank an die Eltern. Sie hatten uns reichlich mit Kuchen für die Fahrt eingedeckt.

Gegen 11.30 Uhr erreichen wir die Stadtgrenze von Valencia. Zwischenzeitlich haben wir durch Telefonate mit Angehörigen zu Hause mitbekommen, daß in der Region Valencia der Ausnahmezustand durch die andauernden Regenfälle ausgerufen wurde. Es regnete seit 5 Tagen ununterbrochen.

Gegen 12.30 Uhr erreichten wir das Dojo, in dem wir untergebracht waren. Es war kein reines Dojo, sondern mehr ein Fitneßcenter. Zwei Squashräume standen uns zum Schlafen zur Verfügung. In einem Raum regnete es durch. Mit Zeitungspapier hatten die Spanier versucht den Regen im Raum aufzuhalten. Wir erbaten uns einen Eimer, in dem wir das Wasser auffangen konnten. Die Räumlichkeiten hatten uns zuerst zutiefst erschüttert. In den Duschen gab es fast immer nur kaltes Wasser. Nachdem Gabi und ich die Waschbecken geputzt hatte, trauten wir uns auch, uns darin zu waschen. Das Wasser lief allerdings nur spärlich ab. Die Treppe zum Aerobic-Studio war mit Zeitungspapier ausgelegt. Auch hier schien es durchgeregnet zu haben. Auf das Zeitungspapier hatte man dick Sägespäne gestreut. So versuchte man augenscheinlich, der Feuchtigkeit Herr zu werden. In der ganzen Woche, die wir anwesend waren, hat sich von den Betreibern niemand die Mühe gemacht, das alles mal wieder zu entfernen. In den Duschen krabbelten manchmal Käfer. Die hatten wohl kein anderes Zuhause. Uns fiel zur Unterbringung nur ein Satz ein: "Geschenkt ist noch zu teuer."

Wir schlugen unsere Zelte (Luftmatratzen) auf. Dann wollten wir alle zusammen erst einmal etwas essen gehen. Das einzige warme Essen während unserer Busfahrt waren Würstchen gewesen. Hunger hatten wir alle.

Wir gingen also in strömendem Regen los und fanden ein spanisches Lokal, daß Platz genug für uns alle hatte. Der Wirt bemühte sich auch redlich, alles was er noch zusammentragen konnte, für uns zuzubereiten. Es gab spanische Suppe mit Schweineschwarte (leider nicht ganz warm), Nudeln mit Tomatensoße für die meisten Kinder, Pommes mit scharfen kleinen Würstchen, gebratene Sardellen, als Nachtisch einen Flan oder Eis (je nach Geschmack). Zu jedem Essen gehörte ein Getränk und das ganze kostete umgerechnet nicht einmal ganz 10 DM.

Nach dem Essen gingen wir alle zusammen an den Strand. Es war mittlerweile 16 Uhr. Das Meer rauschte heftig. Die Wellen waren ziemlich hoch. Das Wasser hatte immer noch eine rötliche Farbe. Überall standen Pfützen, die schon fast in kleine Seen ausarteten. Alles ringsherum lag in grauem Nebel. Die Spanier waren fast ausschließlich in Gummistiefeln unterwegs, wobei es manchmal nicht so aussah, als ob die Dinger im Normalfall auch an die Füße passen würden.

Zurück im Dojo wurde es unseren Kinder schnell langweilig. Die Größeren wollten alleine in die Stadt fahren. Wir waren jedoch außerhalb der Innenstadt untergebracht. Die Verantwortung war uns zu groß. Wir mußten uns erst selber einen Überblick verschaffen, wie man in die Stadt und wieder zurück kommen konnte.

Hellfried ging mit den Kindern in einen kleinen Einkaufsmarkt um die Ecke. Sie wollten alle mal sehen, was man für Peseten kaufen kann. Die Langeweile war somit ruckzuck beendet.

Die ganze Gegend, in der wir wohnten, sah etwas heruntergekommen aus. Wir waren nicht sehr weit vom Hafen entfernt und nur 5 Minuten zu Fuß bis zum Strand.

Das Fitneßcenter war relativ gut besucht. Leider wurde der Trainingsbetrieb während unserer Anwesenheit nicht wie angenommen eingestellt. Ständig gingen Leute ein und aus. Irgend jemand war permanent im Weg. Eine Gruppe spanischer Mädels machte Aerobic-Übungen zu fetziger Musik. Robert aus Magdeburg hat stramm 1 ½ Stunden mitgehalten, sehr zum Vergnügen der Mädels und der zuschauenden Karatekas.

Etliche unserer kleineren Jungs spielten unermüdlich etwa 4 Stunden Fußball in einer leeren Squashhalle. Zu etwas späterer Stunde schafften wir es dann, alle auf die Luftmatratzen zu befördern und das Licht zu löschen. Es dauerte noch eine ganze Zeit, bis auch der letzte eingeschlafen war.

Tag 3 (Mittwoch, 25.10.00):

Am Mittwoch früh wurde gegen 6.30 Uhr geweckt. Thomas Schulze hatte Training für alle Turnierteilnehmer angesagt. Von 7-8 Uhr wurde bei Dunkelheit am Strand trainiert. Es hatte aufgehört zu regnen und wurde immer wärmer. Danach gab es Frühstück im stehen.

Der Betreiber des Fitneßcenters kam jeden Morgen gegen 7.30 Uhr um den Trainingsbetrieb zu eröffnen. Er kippte eine nach Chlor riechende Lösung in die Duschen und verteilte alles großzügig mit einem Wischmop. Darin erschöpfte sich aber auch schon seine Putzerei.

Unsere Großen wollten unbedingt in die Innenstadt. Weil wir sie nicht alleine fahren lassen wollten, setzten wir uns alle in Bewegung. Carlos stammt aus Kuba und spricht perfekt spanisch, was uns oft sehr weiterhalf. Timo spricht auch spanisch. Somit hatten wir eine sehr gute Verständigungsmöglichkeit. Tobias Prüfert und Carlos aus Magdeburg besorgten 10er Karten für den Bus. Bis über 40 Leute in den Bus eingestiegen waren, dauerte es eine Weile. Tobias hatte mehrere Haltestellen damit zu tun, alle 10er Karten zu entwerten. Jede Karte mußte dazu 10 mal in den Entwerter gesteckt werden.

Wir stiegen an der Plaza del Ayuntamiento aus. Ein Springbrunnen in der Mitte viel gleich ins Auge. Ringsum waren schöne alte Gebäude zu bestaunen. Der Bahnhof mit seinen Zinnen und Türmchen und den hübschen bunten Fenstern konnte man gar nicht übersehen. Unsere Gruppe war einfach zu groß um etwas unternehmen zu können. Die Magdeburger beschlossen alleine weiterzugehen. Wir besichtigten zuerst die riesige Markthalle. Dort herrschte ein buntes, geschäftiges Treiben. Es war alles sehr sauber. Das vielfältige Angebot an frischem Obst und Gemüse war überaus verlockend und schmeckte einmalig gut. Reif geerntet schmeckt halt alles viel besser. Gewürze gab es in Hülle und Fülle zu kaufen. Säckeweise Paprikapulver und viele Gewürze, die man gar nicht kennt. In den Ständen hingen die ganzen Schinken dicht an dicht. Ich fragte mich, wer das alles jemals essen soll. Es waren Hühner zu sehen, mit Füßen und Köpfen, Kaninchen, denen man das Fell über die Ohren gezogen hatte. Dann waren dort noch die vielen Stände mit frischem Fisch in allen Variationen und Größen, Tintenfische, Gambas, Schnecken (die Paella aus der Region Valencia wird mit Schnecken zubereitet), Seezungen und viele Sorten, die ich noch niemals gesehen hatte. Wir haben dort einige Zeit geguckt und gestaunt. So vieles verlockte zum probieren. Wir haben dort Obst und das ein oder andere Souvenir gekauft.

Thomas wartete in einer kleinen Bar bei einem Kaffe auf uns. Dort aßen wir eine Kleinigkeit. Die ersten Ansichtskarten wurden geschrieben (von Robin und Timo). Danach gingen wir weiter durch die Stadt. Vorbei an Ständen, die Paella-Pfannen in allen erdenklichen Größen verkauften. Unsere Großen setzten sich von der Gruppe ab. Tagsüber fanden wir das auch in Ordnung. Es gab letzte Ermahnungen, nicht zu spät ins Dojo zurückzukehren. Die Handys blieben angeschaltet, daß man zur Not hätte helfen können. Wir sahen uns eine Menge kleiner Läden und alter Gebäude an. Die Bremer wollten gerne in das größte Kaufhaus am Ort, das Corte Ingles gehen. Also machten wir uns auf den Weg dorthin. Auf 6 riesengroßen Etagen wird rundum alles geboten, vom Essen bis zur Badezimmereinrichtung. Einfach ALLES! Thomas wartete in der Zwischenzeit gegenüber in einer kleinen Bar – bei einem Kaffee! Auch dort wurde eine Kleinigkeit gegessen. Volker und ich aßen Patatas Bravas (gebratene Kartoffelstücke mit höllisch scharfem Paprikapulver und einer Knoblauchmayonaise, die so dick voller Knoblauch war, das man sie fast schneiden mußte). Da hier aber alle Speisen mehr oder weniger mit Knoblauch zubereitet sind, viel das kaum auf. Wahrscheinlich dünsteten wir alle schon den Knoblauch aus sämtlichen Poren aus.

Thomas fuhr mit den Bremern zurück zum Dojo. Wir hatten in der Zwischenzeit unsere Großen wiedergetroffen. Gegen 16 Uhr hatten auch die keine Lust mehr und fuhren zurück. Hellfried, Gabi, Volker, Peter, Robin, Timo, Tamara, Marvin, Sebastian, Maximilian und ich bildeten den harten Kern. Wir liefen noch mehrere Kilometer durch die Stadt. Wir suchten einen Tabakladen. Timo hatte uns erklärt, das Tabakläden Briefmarken verkaufen. Es war jedoch Siestazeit. Alle Läden machten erst gegen 17 Uhr wieder auf. Dann bekamen wir auch Briefmarken.

Gegen 19 Uhr machten auch wir uns auf den Rückweg. Unsere Großen hatten für die Rückfahrt den Zug benutzt. Hochachtung – und das ohne Spanischkenntnisse. Es hatte alles wunderbar geklappt.

Im Dojo angekommen, stürzten sich die kleinen wieder auf den Fußball. Wir gingen noch kurz eine Kleinigkeit essen. Die Kinder waren satt und müde. Sie wollten auf gar keinen Fall mit. Da immer ein paar Erwachsene bei den Kindern blieben, war das kein Problem.

Es gab heftige Debatten, weil unsere Großen abends alleine in die Stadt wollten. Wir lehnten einstimmig ab. Es war für uns nicht überschaubar. Niemand wollte die Verantwortung übernehmen.

Gegen 22 Uhr schickten wir die Kleinen schlafen. Die Großen erzählten noch, brummig zwar, weil sie nicht weg durften, aber wir waren unerbittlich. Wir Erwachsenen selbst saßen auch noch etwas zusammen und erzählten.

Timo und Robin, beide schon längst volljährig, wollten noch eine Disco entern.

Der Betreiber des Fitneßstudios gab Tips und wollte sie, nach Schließen des Centers, selbst dort hinbringen. Als es soweit war (gegen 23 Uhr), war von ihm nichts mehr zu sehen. Die beiden gingen also alleine los.

Wir gingen alle schlafen. Es wollte keine Ruhe einkehren. Als nach mehrmaliger Ermahnung ein kleiner Magdeburger immer noch keine Ruhe gab, schnappte sich Tobias die Luftmatratze und quartierte ihn kurzerhand in die leere Squashhalle aus. Bis auf mehrstimmiges Schnarchen war danach für den Rest der Nacht Ruhe.

Tag 4 (Donnerstag, 26.10.00):

Donnerstag früh wurde um 6.30 Uhr geweckt. Alle die ein Gi mithatten gingen gegen 7 Uhr zum Training an den Strand. Ich ging mit dem Fotoapparat hinterher. Es wurde erst langsam hell, als das Training beendet war.

Timo und Robin berichteten nun kurz, daß keine Disco offen hatte. Sie waren dann in einer kleinen Bar, in der auch nur zwei Spanier saßen und bereits gegen 1 Uhr zurück.

Nach dem Training wurde gefrühstückt. Peter fegte hinterher Berge von Sand auf, die sich so angesammelt hatten.

Gegen 10 Uhr fuhren Tobias, Silvana, Thomas und Hellfried in das Hotel, um die Kinder für das Turnier registrieren zu lassen.

Wir relaxten ein wenig. Es wurden Karten geschrieben, eingekauft, Ball und Karten gespielt, an den Strand gegangen – alle waren irgendwie beschäftigt.

Gegen 18.30 Uhr trafen wir wieder alle zusammen. Wir gingen gemeinsam an den Strand. Dort hatten die Trainer Paella vorbestellt. Wer keine Paella mochte, sollte Hamburger oder panierten Schinken mit Pommes bekommen. Wir saßen draußen und es wurde langsam kühler. Thomas und Carlos konnten den Kellner überreden, die Zeltbahnen an der Terrasse mit einer Stange herunterzukurbeln. Der Kellner schien angetrunken und völlig überfordert zu sein, so daß unsere Männer es schließlich selbst übernahmen. Jetzt wurde es doch merklich angenehmer. Das Essen ließ unendlich lange auf sich warten. Während der Wartezeit wurde uns pausenlos Weisbrot mit einer kalten Tomatensoße serviert. Die Kinder fingen schon heftig an zu murren. Die erste Paella kam dann gegen 20.45 Uhr. Nach einer weiteren Wartezeit gab es auch das andere Essen. Es ließ alles etwas zu wünschen übrig. Es wurde uns übrigens 50 mal Weißbrot berechnet! Auch wenn das Essen nicht so toll war, die Stimmung konnte nicht besser sein. Es wurde gelacht ohne Ende. Nach 22.30 Uhr gingen Tobias, Silvana, Thorsten, Melissa und Volker aus Magdeburg mit sämtlichen Kindern ins Dojo. Die restlichen Erwachsenen kehrten noch in einer Bar zu einem Schlummertrunk ein. Es gab auch hier Gelächter bis zum Abwinken. Als wir ca. 1 Stunde später im Dojo ankamen, schliefen schon fast alle. Timo, Robin und ich blieben noch bis 3 Uhr sitzen und erzählten leise, um niemanden zu stören. Das leise Schnarchen der anderen machte auch uns müde.

Tag 5 (Freitag, 27.10.00):

Am Freitag mußten unsere Trainer schon früh los, um an einem Lehrgang teilzunehmen. Die Kinder blieben bei uns. Als wir wach wurden, hatte Peter schon Brötchen geholt. Wir frühstückten etwas später und räumten ein wenig auf. Volker, Gabi, Peter und ich gingen mit den kleineren Kindern zur Markthalle um die Ecke. Auf dem Weg dorthin hat es mich fast umgehauen. Es war Straßenmarkt. Markttreiben, wie es nur Südländer können. Laut, bunt, vielfältig, einfach alles, was zu einem Markt gehört: Kleidung, Schuhe, Haushaltsgegenstände, Spielsachen, Stoffe, Gardinen, und haufenweise Seidenblumen. Darauf scheinen die Spanierinnen zu stehen. Wir brauchten einige Zeit, bis wir überhaupt zur Markthalle kamen. Wir kauften Brot, Käse, Schinken, Wurst und Obst ein. Peter war mit den Kindern bereits zurückgegangen. Er wollte noch Wasserkanister zum Kaffee und Tee kochen aus dem kleinen Supermarkt holen. Fast sämtliche Kinder waren währenddessen bereits auf dem Markt unterwegs.

Später teilten wir uns in kleinere Gruppen auf. Die größeren Fallersleber und Bremer Kinder wollten wieder in die Stadt. Sie durften auch. Ein paar Magdeburger fuhren auch mit Kindern in die Stadt. Mit den restlichen Kindern gingen Volker, Peter, Gabi und ich an den Strand. Die Kinder spielten dort Ball und Karten. Auf dem Weg zum Strand viel uns eine ganz tolle Skulptur auf. Jemand hatte eine Pyramide und die Sphinx aus Sand nachgebildet. Es sah wirklich schön aus. Wir hielten uns bis zum Nachmittag am Strand auf. Wir tranken zwischendurch etwas, die Kinder aßen ein Eis. Brot, Walnußkuchen und Weintrauben hatten wir auch mitgenommen. Am Strand waren auch etliche Karatekas aus Südafrika unterwegs. Die Sonne brannte ziemlich heftig. Zurück in unserer Unterkunft, mußten wir feststellen, daß noch niemand sonst anwesend war. Die Jungs bolzten wieder, Gabi laß etwas, Peter und Volker legten sich ein wenig hin und ich hatte mal wieder Zeit, ein paar Notizen für den Bericht zu machen. Gegen abend, als alle wieder da waren, aßen die Kinder etwas und wollten im Dojo bleiben. Wir Erwachsenen gingen noch ein bißchen aus. Um ca. 23.30 Uhr legten sich auch die letzten schlafen. Der nächste Tag sollte sehr anstrengend in der Wettkampfhalle werden.

Tag 6 (Samstag, 28.10.00):

Samstag hieß es um 6 Uhr aufstehen. Um 7 Uhr wurden schnell Brötchen geholt und gefrühstückt. Unsere Busfahrer waren wegen der Hohen Sprit- und Mautkosten in Spanien geblieben. Sie hatten sich bereit erklärt, uns am Samstag morgens in die Halle zu Fahren. Zurück und den nächsten Tag mußten wir sehen, wie wir zurechtkamen. Die Stimmung in der Halle war wirklich riesig. Unser Haufen trug aber den größten Teil dazu bei. Wir heizten sämtlichen deutschen Startern (selbstverständlich auch dem deutschen Nationalteam) heftig ein. Unsere Anfeuerungs- und Deutschlandrufe gellten durch die ganze Halle. Wir hatten eine Deutschland- und eine Fallerslebenfahne dabei. Die Magdeburger hatten ein großes Transparent an zwei Holzstangen mitgebracht. Es wurde geschwenkt und gerufen, auch wenn wir immer heiserer wurden.

Mittags liefen die Kinder zu Mc Donalds essen. Es war gleich in der Nähe der Halle.

Gegen 12.20 Uhr machten sich unsere Kleinen in der Halle warm. Wir waren gespannt ohne Ende. Die Trainer besprachen sich mit den Organisatoren über eine Stunde in der Halle. Die Kinder wurden zusehends ungeduldiger. Dann war es soweit. Tamara war am Start. Wir feuerten sie an, wie wir nur konnten. "Tamara für Deutschland" schallte es durch die Halle. Als sie ihre Kata machte waren wir mucksmäuschen still. Der Jubel über ihre Wertung war unbeschreiblich. Uns war klar: Das mußte ein vorderer Platz sein. Tamara holte die Silbermedaille. Tamara errang als einzige deutsche Teilnehmerin, die nicht zum Nationalkader gehört, einen Medaillenplatz. Peter (Tamaras Vater) konnte endlich wieder frei durchatmen. Es war nicht zu übersehen, wie stolz er war.

Unsere kleinen Jungs belegten auch gute Plätze. Wir hörten nie auf anzufeuern.

Marvin erreichte den 5. Platz, Sebastian den 7. Platz und Maximilian den 9. Platz.

Die offizielle Eröffnungszeremonie fand gegen 16 Uhr statt. Zuerst trat eine Gruppe brasilianischer Capuera-Tänzer auf. Es brachen Begeisterungsstürme in der Halle aus. Sie waren unbeschreiblich temperamentvoll. Danach traten drei Schwertkämpfer auf. Hier wurden wir etwas müde. Als nächstes tanzte eine Volkstanzgruppe in schönen, bunten Kostümen. Als letzte gaben die Südafrikaner (auch aktive Wettkämpfer) eine Vorstellung, verkleidet als Stammeskämpfer. Hier wurde die Stimmung wieder richtig gut.

Die Südafrikaner verstanden es auch, ihre Aktiven während der Wettkämpfe von den Tribünen her mit Anfeuerungsrufen zu unterstützen. Bei einem Kampf wurde eine südafrikanische Starterin so verletzt, daß sie sich nicht mehr alleine auf den Füßen halten konnte. Als sie aus der Halle getragen wurde, sangen die Fans auf der Tribüne das uns Fallerslebern von Besuchen her bekannte Volkslied "Shosholoza". Das war sehr ergreifend.

Nicht nur die Kinder wurden von uns mitgereisten Fans angefeuert, sondern auch die Trainer, als wir sie in der Halle erblickten. Roland Dietrich, unser 1.Vorsitzende, war Donnerstag per Flugzeug angereist. Wir hatten ihn bis Samstag in der Halle nicht zu Gesicht bekommen. Er gehörte dem offiziellen Organisationsteam an. Auch er wurde namentlich bejubelt, als er zu uns auf die Ränge winkte. Später half er uns noch, unseren Zeitplan einzuhalten. Wir waren ja jetzt auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Die Sporthalle lag in dem Stadtteil Sedavi. Unseren Bus um 20.15 Uhr wollten wir kriegen, um einen vernünftigen Anschlußbus in Valencia zu erreichen. Roland hat unter dem Stapel Siegerehrungen die Ehrung von Tamaras Gruppe einfach vorgezogen. So konnten wir pünktlich abziehen. Tamara brauchte teils nicht mehr selber laufen. Sie wurde geschultert. Wir zogen unter lautem Jubel zum Bus ab. Die Fahrt dauerte mit umsteigen 1 ¼ Stunde. Wir gingen alle bald schlafen.

Tag 7 (Sonntag, 29.10.00):

Am nächsten morgen brauchten wir nicht ganz so früh aufstehen. Unsere ersten Kinder gingen erst um 12 Uhr an den Start. Es waren die 12-14 jährigen Jungs. Unsere Großen also. Dieser Pool war sehr groß. Es starteten 22 Jungs in einer Gruppe. In die zweite Runde kamen 16 Jungs. Bis auf Eicke aus Magdeburg waren unsere alle dabei. Danach qualifizierten sich 8 Jungs. Von uns waren noch Steffen, Alexander, Christian und Stefan dabei. Steffen und Alexander errangen Platz 5, Christian und Stefan mußten sich mit Platz 8 zufrieden geben.

Um 14 Uhr machte sich dann Inga warm. Sie erreichte den 7. Platz.

Insgesamt waren 520 Teilnehmer aus 24 WKC-Verbänden am Start.

Für den Abend war eine große Abschiedsparty angesagt. Wir haben nur daran teilnehmen können, weil uns Fritz Wendland, unser Vereinsgründer und jetziger WKC-Weltverbandsvorsitzende, einen Bus organisierte, der uns zu der Zeit, die wir selbst bestimmen konnten, zurück ins Dojo bringen sollte. Die Party wurde dann auch ein voller Erfolg. Es gab ein Tapas-Büffet (lauter kleine spanische Spezialitäten). Unsere Kinder und auch teilweise wir selbst tanzten, bis die DJ´s einpackten. Die Erwachsenen schlossen den Abend mit einigen wohlverdienten Gin-Tonic ab. Gegen 23 Uhr bestellten wir den Bus für die Rückfahrt. Dieser Bus schaffte es, uns in 15 Minuten zu unserer Unterkunft zurückzubringen. Er fuhr Autobahn und mußte an keinen Haltestellen halten. Außerdem war wir, wie wir nun bemerkten, nur 5 Kilometer vom Dojo entfernt. Ans schlafen gehen konnten wir noch nicht denken. Zuerst fingen wir an zu packen. Unser Bus sollte uns am nächsten morgen um 8 Uhr abholen. Die Zeit war rasend schnell vergangen. Ein paar Kinder wollten die Nacht durchmachen, um am nächsten Tag im Bus schlafen zu können. Inga und Armin hielten als einzige durch. Maximilian hatte eigentlich auch vor aufzubleiben. Wie wir später erfuhren, hatte er schon die Luftmatratze verpackt. Inga und Armin legten ihn in Ingas Bett, als er umfiel und nicht mehr konnte.

Tag 8 (Montag, 30.10.00):

Am nächsten morgen kurz nach 8 Uhr kam dann der Bus. Bis alles Gepäck verpackt war, und der Bus die Stadtgrenze von Valencia erreicht hatte, war eine Stunde vergangen. Es kehrte im Bus sehr schnell Ruhe ein. Ich vermute, das der erste Videofilm mehr verschlafen als angeschaut wurde. Die Rückfahrt ging zügig, ohne Staus vorwärts. Die Straßen waren alle wieder passierbar. Das Wasser war abgeflossen und die Flüsse, die über die Ufer getreten waren, dümpelten in ihrem Flußbett, wo sie hingehörten. Je weiter wir nach Norden fuhren, um so schlechter wurde das Wetter.

Tag 9 (Dienstag, 31.10.00):

Um 2 Uhr in der Nacht tobte in Frankreich ein heftiger Sturm. Es regnete ununterbrochen. Das Positivste war, daß die Toiletten immer besser wurde. Zuerst waren sie nur sauber. Dann gab es Seife und warmes Wasser. Zum Schluß gab es in der Toilette Musik und das Papier hatte die Farbe passend zum Anstrich der Türrahmen. Saubere Toiletten hatten uns am meisten gefehlt.

Um 7 Uhr morgens waren wir in Kassel und machten eine große Frühstückspause. Gegen 10 Uhr setzten wir die Bremer am Braunschweiger Hauptbahnhof ab. Kurze Zeit später verabschiedeten sich dann in Fallersleben die Magdeburger und fuhren weiter Richtung Heimat. Die Eltern standen schon zum Abholen parat.

Der Alltag hatte uns wieder. Zu Hause war es in der einen Woche sehr herbstlich geworden. Ich war erstaunt, wie viele Blätter von den Bäumen geweht waren.

Es war eine wirklich schöne Fahrt. Herzlichen Dank an alle Mitgereisten, die mit ihrem Zusammenhalt zum Gelingen der Reise beigetragen haben. Gemeinsam ließ sich einfach alles meistern.

Vielleicht sehen wir uns in zwei Jahren auf dem Weg nach Bratislava wieder.

Rita Jörs, Betreuerin vom 1. Karate-Dojo Fallersleben von 1967 e.V.

Hier der Link zu den Reiseteilnehmern


 

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