50-jähriges Karatejubiläum von Dr. Fritz Wendland Drucken E-Mail

50-jähriges Karatejubiläum von Dr. Fritz Wendland


(nek) Am 13. April feierte unser Vereinsgründer Dr. Fritz Wendland sein 50-jähriges Karatejubiläum mit einem großen Geschenk an seinen Verein: Ein Training wie vor 50 Jahren. Unterstützt wurde er dabei von Ronnie Watt, dem Chief Instructor des National Karate Institute Scotland aus Aberdeen, und den alten Weggefährten Burghard Rebmann und Werner Büttgen, Karateka der ersten Stunden, die beide unzählige nationale und internationale Titel gewonnen haben. Hans-Günter Kuligowski war leider verletzt, ließ es sich aber nicht nehmen, Fritz trotzdem persönlich vor Ort zu gratulieren. Hans-Joachim Pusch und Uwe Kaletta übernahmen die Fotodokumentation. Grob angekündigt war, dass ab 11 Uhr Fritz, Ronnie, Burghard und Werner je 15-20 Minuten Training geben würden, danach sollte der gemütliche Teil beginnen. Inklusive Trainer erschienen 27 neugierige Karateka, und die Gymnastikhalle platzte aus allen Nähten. In vier Reihen trainieren wir ja sonst nicht ganz so oft.
Nach einem leichten Aufwärmtraining von Hellfried übernahm Fritz die erste Einheit. Es ging los mit Grundschulbahnen vorwärts und rückwärts, natürlich stark und in schneller Abfolge ohne große Pausen. Danach kam Gohon Kumite, das aus Platzgründen kurzfristig in Sanbon Kumite umgewandelt wurde. Jodan, Chudan, Mae-geri, alles schön schnell und stark mit häufigen Partnerwechseln. Als Sahnehäubchen der Partnerübungen sollten wir Sanbon-zuki abwehren. Zuerst gab Fritz die Abwehr vor, später war nur der erste Age-uke gesetzt. Zur körperlichen Erholung ließ Fritz dann von Dieter, Hellfried, Ingolf und Andre je eine Kata aus der Gruppe Heian 1-5 und Tekki 1 zählen – so richtig erholsam war das allerdings auch nicht. Der harte Teil kam aber erst noch. Zuerst durften sich die Braungurte und später die jüngeren Schwarzgurte in einer Reihe aufstellen und Mae-geris der gesamten Gruppe kassieren, danach kam die eigentliche Herausforderung. Die Braungurte sollten sich in Zweierpärchen zusammentun und Heian Shodan ausführen – wobei einer den anderen auf den Schultern trug. Ursprünglich hatte Fritz angedacht, dass der untere Partner die Beintechniken ausführt und der obere Partner die Armtechniken, bevor dann gewechselt werden sollte. Eine einfache Sache mit Spaßfaktor, wie Fritz sie von früher aus dem Training kannte. Leider sind Karateka anscheinend auch nicht mehr das, was sie früher einmal waren, und so musste auf die Armtechniken verzichtet werden. Es war schwierig genug, den oberen Partner überhaupt oben zu halten. Geschafft haben es letztendlich alle, obwohl den Spaß wohl primär die Zuschauer hatten... Inzwischen war eine gute halbe Stunde vergangen.
Die nächste Einheit bestritt Ronnie. Er begann mit einem kleinen Kraft- und Gleichgewichtstraining: Langer Zenkutsu-dachi, den hinteren Fuß auf den Ballen und möglichst tief runter mit dem Knie. Dazu die Arme mit zum Greifen geöffneten Händen erst nach vorne strecken, dann zur Innenseite führen, dann zur Außenseite. Hände wieder nach vorn und Arme gestreckt lassen. Tief bleiben, im Zenkutsu-dachi vorlaufen, dann wieder Hände zur Innenseite, zur Außenseite, nach vorn. 3-4-mal ausgeführt ist das eine nette kleine Übung. (Michael demonstrierte dann im nächsten regulären Oberstufentraining, wie schnell das Ganze unangenehm anstrengend wird, wenn man mit dem hinteren Knie so richtig tief runter geht und statt ein paar Ausführungen gleich mehrere Bahnen dieser Übung macht – am besten schön langsam, damit’s auch richtig in den Oberschenkeln brennt...) Im weiteren Training konzentrierte Ronnie sich auf Grundschultechniken mit korrektem Hüfteinsatz und Standwechsel. Aus Zenkutsu-dachi mit Gedan-barai gingen wir mit Age-uke vor in Sanchin-dachi, machten mit dem hinteren Arm erneut Age-uke und setzten dann, wieder mit Age-uke, in Zenkutsu-dachi um. Zum Abschluss sollten wir mit Gyaku-zuki leicht vorrutschen. Nach einigen Wiederholungen folgte das Gleiche mit Soto-uke statt Age-uke. Als nächstes starteten wir aus einer lockeren Kampfstellung. Vorgehen im Kokutsu-dachi mit Gedan-barai. Umsetzen in Sanchin-dachi, dabei Gedan-barai mit dem anderen Arm. Umsetzen in Zenkutsu-dachi, wieder Armwechsel beim Gedan-barai. Hinteren Fuß ranziehen und vorderen Fuß raussetzen, Gyaku-zuki. Leicht zurückziehen, Kamae. Das Ganze auch im Rückwärtsgang. Eigentlich ganz einfach, aber es dauerte eine ganze Weile, bis das Ganze flüssig lief und richtig nach Karate aussah. Auch die letzte Kombination, die Ronnie sich für uns ausgedacht hatte, war eigentlich ganz simpel, sorgte aber für anfängliche Verwirrung. Aus Gedan-barai vorgehen im Zenkutsu-dachi mit Tetsui. Vorrutschen, Tetsui mit dem gleichen Arm. Wieder vorrutschen, Tetsui seitlich mit dem hinteren Arm. Drehung über den hinteren Fuß, Tetsui mit dem vorderen Arm. Aber auch das haben wir dann irgendwann angemessen hinbekommen. Ronnie hätte uns gern noch weiter gefordert, doch die erste Stunde neigte sich bereits ihrem Ende zu, und schließlich warteten noch zwei weitere Trainer auf ihren Einsatz.
Burghard Rebmann begann seine Einheit zur geistigen Erholung mit einer Grundschulbahn Oi-zuki vorwärts und rückwärts, danach konzentrierte sich das Training auf leichte Block-Konter-Kombinationen im Raum: Aus Kampfstellung sollten wir im Zenkutsu-dachi 45° vorgehen, aber dabei den vorderen Fuß nicht komplett mit in den Winkel nehmen, um beim nächsten Schritt nicht über die eigenen Füße zu fallen. Gleichzeitig sollten wir mit der offenen Hand von innen nach außen Jodan blocken. Als Kontertechnik ging es dann mit Oi-zuki im Zenkutsu-dachi 45° in die andere Ecke. Danach ging es einen Leerschritt vor, Kamae, und das Ganze mit der anderen Seite noch mal. Abgesehen davon, dass es durch den Winkel erstaunlicherweise nicht ganz einfach ist, einen wirklich sauberen Oi-zuki zur Mitte auszuführen, musste man bei dem geringen Platzangebot auch ziemlich aufpassen, wo die anderen Karateka so hinliefen. Nach mehreren Bahnen fühlte sich die Bewegung irgendwann ansatzweise natürlich an, und wir durften zur Belohnung den Oi-zuki durch einen Mae-geri ersetzen. Selbst das sah irgendwann ganz brauchbar aus.
Werner Büttgen, der den letzten Block des Trainings leitete, durfte sich nur noch ca. 10 Minuten mit uns beschäftigen und gönnte uns als kleinen Ausgleich nach so viel ungewohnten Kombinationen einige Runden Kata. Damit die Beine auch noch einmal etwas zu tun bekamen, übten wir den Spannungsaufbau in den Ständen bei Sochin und Hangetsu.
Bevor wir zum gemütlichen Teil übergingen, übernahm Fritz noch einmal das Kommando. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, uns zum Abschluss noch einmal so richtig zu fordern, ließ dann aber Gnade walten. Er ließ uns die Wahl, ob wir für die Bauchmuskeln lieber Sit-ups machen wollten oder rudern, und beließ es tatsächlich bei 50 Zählungen. Danach stellten wir uns im Kreis auf und machten im Zenkutsu-dachi noch einmal Kizami-zuki / Gyaku-zuki, je 20 links und rechts. Nach den traditionellen 10 Choku-zukis im Kiba-dachi durften wir dann abgrüßen und duschen gehen. Mit frischer Energie waren dann schnell Tische und Stühle in der Halle aufgestellt, und da Fritz für reichlich Essen und Trinken gesorgt hatte, wurde auch noch anständig gefeiert...

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Vielen Dank an Hans-Joachim Pusch für die schönen Fotos.